Suchtverständnis
Wir verstehen Sucht vor allem im Hinblick auf die psychischen, sozialen und biologischen Funktionen und Auswirkungen, die das süchtige Verhalten im Leben der betroffenen Personen hat. Die Aufrechterhaltung von süchtigen Kommunikationsstrukturen und Mustern in der Lebensgestaltung ist zum Teil unabhängig von der Droge selbst und bedarf einer besonderen Beachtung, wenn wir Menschen mit Suchtproblemen in ihrer Gesundwerdung unterstützen wollen.
Vor allem junge Menschen mit den Hilfen zu erreichen, stellt sich als erfolgreich heraus, wenn die Indikation nicht suchtmittelspezifisch, sondern vielmehr auf die Funktion von süchtigem Gebrauch von Substanzen oder Verhalten ausgerichtet ist. Viele Menschen ordnen ihr Selbst-Erleben nicht der Indikation Substanzabhängigkeit zu, wenn sie sich „am Wochenende richtig zuknallen“ oder wegen „ner Tüte zuviel immer nicht aus dem Bett kommen“. Andererseits suchen junge Menschen Hilfen, die sich selbst als süchtig erleben, ohne dass schon eine Suchterkrankung vorliegt.
Für alle - ob suchtgefährdet oder abhängig, ob wegen Suchtmittel oder wegen Suchtverhalten auf der Suche oder wegen beidem - wir nehmen uns vor, jeder und jedem mit unserer Hilfe gerecht zu werden. Und wenn wir an unsere Grenzen stoßen, dafür zu sorgen, dass die Menschen in den passenden Hilfen landen.
„Sucht kommt nicht von Drogen, sondern von betäubten Träumen, verdrängten Sehnsüchten, verschluckten Tränen, erfrorenen Gefühlen.“
Billstein/Voight-Rubio:
„Ich lebe viel“